Sommer in Norwegen. Er riecht nach Grillpølser und Tang, nach Heidelbeerbüschen und Sommerregen. Das Summen der Bienen und Mücken schwängert die Luft. Nach Monaten der Dunkelheit scheint – hoffentlich – endlich die Sonne.  Gartenarbeit ist auch mitten in der Nacht möglich, Vitamin D kann rund um die Uhr produziert werden. Norweger lassen sich auch nicht von Kühen oder Schafen irritieren, die um Mitternacht am Grasen sind.

Wie ein lange getragener Wollpullover wird das Innere im Sommer nach aussen gekehrt. Die Norweger verbringen jeden wachen Moment in der Natur. In der Hytte am Meer, im Boot auf dem Wasser, wandernd in den Bergen, Crevetten essend in einem Strassencafé. Wer schon mal während den Sommerferien in Norwegen war, dem fiel vielleicht etwas Merkwürdiges auf: Gerade jetzt, zur Touristensaison, scheint das alltägliche Leben in Norwegen verlangsamt. Das liegt an den sogenannten „Fellesferien“.

Meist in den letzten drei Wochen im Juli hat nämlich ein beträchtlicher Teil der Norweger Ferien. Nicht nur Kindergärten, Schulen und Universitäten haben geschlossen, auch sehr viele Firmen machen Betriebsferien oder sind zumindest mit einer oft stark reduzierten Mannschaft am Start. Entstanden ist diese Art von Landesferien offenbar in der Zwischenkriegszeit. Grosse Fabriken in der Schmelzwerkbranche fanden es damals praktischer, die Öfen gleich ganz abzustellen und alle Arbeiter gleichzeitig in die Ferien zu schicken. Andere Industriezweige folgten. Heute dient die Fellesferie ausserdem dazu, es Familien zu ermöglichen, gemeinsam in die Ferien zu fahren. Da so die Eltern gleichzeitig Ferien haben, wie die Kinder.

Im September werden die Tage schon wieder merklich kürzer in Norwegen. In Bodø zum Beispiel, hat man bis etwa Mitte Juli 24 Stunden Sonne. Am ersten September ist die Nacht aber schon wieder 9 Stunden lang, Ende Dezember dauert die Nacht dann ungefähr 23 Stunden. Auch in Trondheim wird es um Mitternacht langsam dunkler, wie man auf dem Bild sieht. Kein Wunder also, geniessen die Norweger bei einem Bier oder einem Solo ihren Sommer, so lange und intensiv sie können. Die nächste Winternacht kommt bestimmt (bald)!